ES IST OKAY. DU BIST OKAY1
Kommt Dir davon etwas bekannt vor? Du hast nicht aufgeräumt, hast nicht das geschafft, was Du Dir vorgenommen hast, hast beim Yoga früher schlapp gemacht, obwohl alle anderen bis zum Ende in der Asana standen, Du hast zuviele Gummibärchen gegessen, warst ungeduldig mit Deinem Kind, obwohl Du es ja eigentlich besser weißt, Du hast den ganzen Tag rumgefaulenzt, obwohl es ein Wochentag ist und es viel zu tun gäbe ….
Es ist okay. Du bist okay!
Glaubst Du mir, wenn ich das zu Dir sage? Oder gibt es eine Stimme in Dir, die das anzweifelt oder Dir sogar das Gegenteil weismachen möchte? Die Dir sagt, dass Du nicht okay bist?
"Es ist okay. Du bist okay. So wie Du bist." Ich kann mir das inzwischen selber zwar sagen, doch glauben und vor allem fühlen kann ich es nicht immer. Da ist diese Stimme in mir, die das in Frage stellt. Sie sagt dann zum Beispiel: „Das war nicht gut genug. Du bist nicht genug. Du hättest Dich mehr anstrengen sollen…“ , usw. Diese Stimme ist mir so vertraut, dass ich mich nicht erinnern kann an die Zeit, als sie noch nicht mit mir war. Früher dachte ich, dass ich die Stimme bin. Es war eine Wahrheit, die wie ein Teppich für mein Leben war. „Wenn Du Dich noch ein bisschen mehr anstrengst in diesem oder jenem, dann reicht es vielleicht.“ Und dahinter lag: „Es reicht sowieso nie.“
Diese Stimme ist keine Unterstützung, sie macht aus dem Leben vielmehr eine konstante Anstrengung.
Wie kann ich mich entspannen, wenn es nie reicht?
Sich mit diesem Glaubenssatz, mit diesem Mantra durch die Welt zu bewegen, ist wirklich eine Einschränkung. Eine Einschränkung von Lebensenergie, Freude und Spontanität. Wie soll ich mich denn ausruhen, wenn es nie reicht? Wie soll ich denn was wagen, wenn ich ein Fehler machen könnte und ich sofort das Gefühl habe, total versagt zu haben? Wie soll ich aus der Entspannung empfangen und sein, wenn ich immer versuche es richtig zu machen?
Diese Fragen begegnen mir mit meinen Klientinnen fast täglich in meiner Praxis. Und auch ich habe mir diese Fragen dann irgendwann gestellt und ich stelle sie mir immer wieder.
Die erbarmungslose Stimme und ich sind im Austausch. Wir kennen uns.
Meine erbarmungslose Stimme weiß also, dass ich mich mit ihr beschäftige. Sie weiß, dass ich sie immer besser kenne und mich nicht mehr von ihr beherrschen und einschränken lassen möchte. Sie weiß, dass ich mich ihr zuwende, wenn sie sich laut bemerkbar macht. Sie weiß auch, dass ich viele echt gute Übungen kenne, die mich unterstützen bei mir zu bleiben und ihr nicht soviel gefühlte Macht & Raum zu geben. Wir sind also schon eine ganz Weile miteinander im Austausch. Seit einiger Zeit stellt sie sich nun nicht mehr selbstgewiss in den Raum und sagt: „Du bist echt nicht okay.“ Denn das wäre zu durchschaubar, da mache ich nicht mehr mit. Ich weiß nämlich, dass das nicht wahr ist. Doch wissen und verstehen ist so eine Sache.
Die Gefühle und der Körper verstehen das noch nicht immer.
So kommuniziert die Stimme zwar seltener, doch immer wieder mit mir auf emotionaler und somatischer Ebene. Und auch hier kann ich sie oft erkennen. Zum Beispiel, wenn mein Brustkorb sich fest anfühlt und mir die Luft wegbleibt, wenn ich ungeduldig und mega-kritisch mit meiner Umwelt werde oder ich niedergeschlagen bin ohne einen eindeutigen äusseren Anlass zu haben….
Vertrauen und Liebe.
Und ich versuche ihr dann zu begegnen mit meinem wachsendes Vertrauen in mich selbst. Mit Liebe. Denn ich weiß, dass sie ein Teil von mir ist. Und ich weiß, dass sie laut ist und nervig und nicht unterstützend und gleichzeitig sehe ich ihre Angst, ihre Anstrengung, ihre Not. Sie will mich schützen. Sie hat diese Absicht. Sie weiß nur noch nicht immer, dass ich ja inzwischen immer besser für mich sorgen kann und weiß, was ich brauche. Dass ich immer mehr spüre, dass ich geliebt bin. Dass ich mich immer mehr lieben kann, so wie ich bin. Jetzt gerade. Ohne Bedingungen. In all meiner perfekten Imperfektion.Und wenn ich das der Stimme mitteile- verbal, non-verbal, somatisch, emotional, dann wird sie ruhiger. Und sie ist müde. Sie darf sich nun gerne ausruhen. Und wandeln.
Ich bin ja da. Es ist okay. Ich bin okay.